Operationen bei Hallux valgus

Was ist im Vorfeld einer OP zu tun?

Nachdem konservative Maßnahmen wie Einlagenversorgung, Schuhe häufig wechseln oder Fußgymnastik keine Linderung gebracht haben, wird die Operationsindikation zur Behandlung des Hallux Valgus gestellt.

Der Patient wird ausführlich über die verschiedenen operativen Möglichkeiten informiert, dazu gehört auch die Aufklärung über die Chancen und Risiken einer Operation. Individuelle Besonderheiten oder Risikofaktoren (z. B. Rheuma, Medikamente, wie regelmäßige Cortisoneinnahme, etc.) müssen mit in die Überlegungen einfließen.

In der Regel werden 1-2 Wochen vor der geplanten Operation auch die präoperativen Untersuchungen samt Blutbild und Gerinnungsstatus vom Hausarzt durchgeführt. Die Ergebnisse sind vor der OP mit dem Narkosearzt und Operateur zu besprechen.

Der generelle Ablauf einer Hallux valgus-OP

Nach entsprechender Vorbereitung wird im Operationssaal der Fuß desinfiziert und steril abgedeckt.

Die meist durchgeführte Narkoseform ist die Allgemeinnarkose, gefolgt von der Rückenmarksnarkose (Spinalanästhesie). Diese wird von Fachärzten der Anästhesie durchgeführt.

Ferner wird vor der Operation am Fuß selbst auch eine Lokal-bzw Regionalanäshesie zur Schmerzlinderung eingesetzt. Hierbei werden die Hautnerven am Fuß durch gezielte Injektionen mit einem Lokalanästhetikum betäubt.

Die meisten Fußoperationen werden in Blutleere durchgeführt. Dabei wird das Blut in den Venen am Bein durch Auswickeln der venösen Blutgefäße entleert anschließend über eine Druckmanschette, ähnlich wie man sie auch beim Blutdruckmessen am Oberarm verwendet, die Blutzirkulation während der Operation gestoppt, sodass die Operation ohne jeglichen Blutverlust durchgeführt werden kann. Dann erfolgt über einen circa 5-6 cm langen Hautschnitt die eigentliche Operation.

OP-Methoden

Eine der am meisten durchgeführten OP Methoden ist die Umstellungsoperation am ersten Mittelfußknochen nach Chevron, Austin oder Scarf.

Hierbei wird der erste Mittelfußknochen in einer speziellen V- oder Z-Form durchtrennt und nach entsprechender Korrektur mit Metallstiften oder Schrauben fixiert. Ziel der OP Ist es, den vergrößerten Hallux valgus-Winkel wieder in den normalen Bereich zurückzuführen und kongruente Gelenkflächen zwischen Mittelfußknochen und Zehenbasis herzustellen.

Gleichzeitig erfolgt neben dieser knöchernen Korrektur auch ein so genannter Weichteileingriff, d.h. es werden teilweise Sehnen am Zehengelenk abgelöst und verlagert, auch die Gelenkkapsel wird durch Entlastung auf der einen Seite und Raffung auf der Gegenseite so verändert, dass insgesamt die Ballance zwischen den Kräften, die am Zehengelenk wirken, ausgeglichen wird. Aus der Vielzahl von OP-Methoden unterscheiden sich viele nur durch geringfügige Veränderungen von Schnittwinkeln oder Schnittebenen sowie unterschiedliche Fixationsmethoden, zum Beispiel Fixation durch Drähte, Schrauben, oder Platten.

Gelenkerhaltende Operationen

1. Cheilektomie oder Exosteosenabtragung

Diese beiden Methoden, die früher relativ häufig durchgeführt wurden, haben heute keinen hohen Stellenwert mehr, zumindest wenn sie ohne weitere zusätzlichen Maßnahmen durchgeführt werden.

Dabei werden knöcherne seitliche Anbauten oder knöcherne Anbauten um das Gelenk herum entfernt, damit wieder eine bessere Gelenkbeweglichkeit entsteht. Die zugrunde liegende Ursache dieser Knochenanbauten um das Gelenk, nämlich ein zu hoher Gelenkbinnendruck mit der Entwicklung einer Arthrose, bleibt aber erhalten, sodass es sich hierbei um eine rein symptomatische Behandlungsmethode handelt, welche nur für wenige Patienten lohnenswert ist. Zu dieser Patientengruppe gehören beispielsweise ältere Patienten, die nur noch eine eingeschränkte Gehfähigkeit besitzen und bei denen es deshalb reicht, lediglich die Druckstellen an der Haut zu beheben.

2. Austin OP, Scarf OP: distale Umstellungsosteotomie

Angewandt bei leichten bis mittelschweren Hallux valgus Fehlstellungen.
Heute die am häufigsten angewandte OP Methode im Vorfuß bei Hallux valgus

Base-wedge-Osteotomie

Basisnahe Umstellung am Mittelfußknochen. Bei schweren Hallux valgus Fehlstellungen oder großem Winkel zwischen 1. und 2. Mittelfußknochen.
Diese Methode wird heute nur noch selten angewandt.

3. Lapidusarthrodese

Die Lapidusarthrodese ist eine operative Versteifung zwischen dem Mittelfußknochen der ersten Zehe und dem Fußwurzelknochen.

Diese Operationsmethode wird zur Korrektur von sehr großen Hallux valgus-Winkeln und gleichzeitig bestehender Vergrößerung des Winkels zwischen den ersten beiden Mittelfußknochen angewandt. Eine weitere Indikation für diese sogenannte "O-Form" ist eine sehr große Mobilität zwischen den ersten beiden Mittelfußknochen.

Mit der Lapidusarthrodese kann in diesen Fällen eine stabile Situation im Mittelfuß hergestellt werden, indem er mit verschiedenen Platten und Schrauben fixiert wird. Auch kann sie kombiniert werden mit zusätzlichen Eingriffen am vorderen Bereich des Mittelfußknochens, wie zum Beispiel einer Chevron- oder Austin-OP.

Beachtet werden sollte hierbei, dass es sich um eine anspruchsvolle OP handelt, die in aller Regel auch eine längere Heilungsdauer zur Folge hat.

Nach dem Eingriff muss der Fuß in der Regel für einige Wochen teilbelastet werden, außerdem ist in den ersten beiden Wochen das Tragen von Gehstützen erforderlich.

4. Valenti OP

Die Valenti-OP zählt zu den gelenkerhaltenden Operationen beim Hallux valgus oder Hallux rigidus. Hierbei werden großzügig V-förmige Ablagerungen und Knorpeldefekte sowohl am Mittelfußknochen als auch an der Grundgliedbasis abgetragen, sodass eine bessere Beweglichkeit der Großzehe wiederhergestellt wird.

Voraussetzung ist hierfür jedoch mindestens eine noch vorhandene Knorpelschicht der unteren Hälfte der beiden Gelenksanteile, sowie eine ausreichend große Gelenkkapsel, damit der Gelenkspielraum noch ausreichend ist.

5. Weil-OP

Bei Mittelfußbeschwerden. Umstellungs- und Verkürzungsosteotomie an den Mittelfußknochen. 

Gelenkersetztende Operationen

1. Resektionsarthroplastik, Valenti OP

Teilgelenkentfernung: hier wird am Mittelfußknochen und am Grundglied der 1. Zehe eine V-förmige Abtragung der oberen Gelenkanteile vorgenommen. Voraussetzung: die Arthrose ist noch nicht weit ausgebildet und die Gelenkkapsel noch nicht zu stark verhärtet (kontrakt).
Es gibt eine Reihe unterschiedlicher Verfahren, die sich in Größe und Umfang der zu entfernenden Gelenkteile unterscheiden.
Ziel sollte es sein, die Stabilität des Gelenkes möglichst wenig einzuschränken, was nur in bestimmten Fällen bei entsprechender Weichteilsituation gelingt. Daher werden diese Verfahren heute zahlenmäßig eher selten angewandt

2. Arthrodese: Gelenkversteifung

Sofern aufgrund einer sehr weit fortgeschrittenen Arthrose (Gelenkverschleiß, Knorpelverschleiß) ein gelenkerhaltendes Verfahren nicht mehr infrage kommt, wird heute die Arthrodese (Gelenkversteifung) des Großzehengrundgelenks empfohlen.

Hierbei wird nach entsprechender Vorbereitung die große Zehe mit dem Mittelfußknochen operativ durch Einbringen von MetalIimplantaten (Platten, Schrauben, Klammern) versteift. Die Großzehe wird dabei in einer relativen Funktionsstellung, d.h. etwa 10° Abweichung nach außen und 10 ° Streckstellung, fixiert , sodass der Fuß auch ohne besondere Schuhzurichtungen im normalen Konfektionsschuh später voll belastet werden kann.

Nach Ausheilung ist der Fuß wieder voll belastbar, es bestehen kaum Einschränkungen sowohl in der Alltagsbelastung als auch beim Sport.

Die nach einer Gelenkversteifung fehlende Beweglichkeit wird teilweise durch die Mittelfußgelenke kompensiert.

3. Gelenkprothese

Sofern das Gelenk nicht mehr erhalten werden kann, bietet sich neben dem Verfahren der Versteifung (Arthrodese) auch die Implantation einer Gelenkprothese an.

Allerdings haben sich die Erwartungen, die an eine Gelenkprothese gestellt wurden, in den letzten 10-15 Jahren nicht bestätigt. Die Haltbarkeit eine Gelenkprothese, die im Bereich des Knie- oder Hüftgelenkes durchaus 15 Jahre und mehr betragen kann, konnte im Zehengelenk noch nicht erreicht werden.

Das Hauptproblem scheint in der Verankerungsform zu liegen. Da diese Prothesen einer sehr hohen Belastung ausgesetzt sind, kam es in der Vergangenheit bereits nach wenigen Jahren zu Lockerungen oder Entzündungen. 

In anderen Fällen zeigte sich nach relativ kurzer Zeit eine komplette Verminderung der Beweglichkeit, sodass hieraus kein wesentlicher Vorteil im Vergleich zu den Alternativen, etwa einer Gelenkversteifung, entsteht.

Wer sollte im Krankenhaus operiert werden?

Ein stationärer Aufenthalt ist bei Eingriffen an mehreren Mittelfußknochen, sogenannten Mehrstrahleingriffen, erforderlich.

Auch bei älteren Personen oder Patienten, die alleine zuhause wohnen und keine entsprechende Versorgung am Operationstag haben, ist die stationäre Behandlung zwingend. Zudem können bestimmte Risikofaktoren, wie zum Beispiel ein Thromboseereignis in der Vergangenheit oder allergische Reaktionen im Zusammenhang mit Narkosen, einen stationären Aufenthalt erforderlich machen.

Kann ein Hallux valgus auch ambulant operiert werden?

Hallux valgus-Operationen können auch ambulant durchgeführt werden, allerdings ist dann die Schmerzmittelversorgung nur eingeschränkt möglich.

Je nach sozialem Umfeld und häuslicher Situation (mehrere Etagen im Haus, Haustiere, Alleinstehend etc. ) wird die stationäre Therapie bevorzugt und die ambulante Operation nur bei Patienten empfohlen, bei denen dies auch als geeignet angesehen wird.

Dauer der OP

In den Händen eines versierten Fußoperateurs dauert eine Fuß-Operation heute je nach Umfang zwischen 45 Minuten und 2 Stunden.

Die Zeitangabe variiert, je nachdem wie viele zusätzliche Eingriffe neben der eigentlichen Hallux-Korrektur erforderlich sind. Häufig wird eine Hallux valgus-Operation mit weiteren Eingriffen an den Mittelfußknochen kombiniert, sofern aufgrund der vorher durchgeführten Untersuchungen eine entsprechende Notwendigkeit hierfür festgestellt wurde.

Welche Schmerzen sind nach der OP zu erwarten?

Durch die Kombination verschiedener Narkoseverfahren (Vollnarkose, Spinalanästhesie, Regionalanästhesie ) sind stärkere Schmerzen eher die Ausnahme.

Die meisten Vorfußoperationen werden in einem kurzen stationären Aufenthalt zwischen ein und drei Tagen durchgeführt. Während des stationären Aufenthaltes erfolgt eine entsprechende Schmerzmedikation unter fachlicher Kontrolle. Nach Entlassung aus der stationären Behandlung ist meistens nur noch eine geringe Schmerzmittelgabe, meistens in Tablettenform, erforderlich.

Risiken einer Hallux valgus-OP

Allgemeine OP-Risiken, wie die Ausbildung einer Thrombose (Blutgerinnsel) oder eine Entzündung, sind heutzutage bei entsprechender Vorbereitung seltene Ereignisse. Dennoch kann das Risiko bei bestimmten Begleiterkrankungen, zum Beispiel Blutgerinnungsstörungen, aufgrund von Veränderungen der Gerinnungsfaktoren erhöht sein.

Ein weiteres Risiko stellt wie bei allen Knochenoperationen die fehlende oder verzögerte Knochenheilung (Pseudarthrose) dar.

Das erneute Auftreten einer bereits korrigierten Fehlstellung (Rezidiv) ist bei der heutigen Auswahl eines geeigneten OP-Verfahrens eher selten (weniger als 5 %).

Dauer der Krankschreibung

Die Dauer der Krankschreibung ist abhängig sowohl von der durchgeführten Operationsmethode als auch vom Berufsbild des Patienten. Vereinfacht gesagt, muss man mit einer Arbeitsunfähigkeit für die Dauer von circa 3-6 Wochen rechnen.

Drei Wochen postoperativ wird ein Verbandsschuh oder ein Vorfußentlastungsschuh getragen, in dieser Zeit ist Vollbelastung ist in aller Regel bei den heute durchgeführten  Operationsverfahren gegeben, d.h. es werden keine Gehstützen benötigt.

Während einer dreiwöchigen Phase nach OP sind in der Regel zwei Verbandswechsel pro Woche durchzuführen.

Lediglich bei einer Arthrodese (=Gelenkversteifung) muss der Entlastungsschuh etwa sechs Wochen getragen werden, da hier eine etwas längere Teilbelastung erforderlich ist, bis der Knochen vollständig verheilt.

Wann darf man nach der OP wieder Auto fahren?

Wer ein Automatik-Auto fährt, kann natürlich nach der Entlassung das Auto benutzen, sofern nur der linke Fuß operiert wurde.

Für alle anderen Fälle gilt auf das Autofahren so lange zu verzichten, wie der Verbandsschuh getragen wird. In aller Regel sind das etwa 3 Wochen, lediglich nach einer Arthrodese muss 6 Wochen lang auf das Auotfahren verzichtet werden.